„Burschentag“ des Österreichischen Pennäler-Rings in Schärding

Kommendes Wochenende soll im oberösterreichischen Schärding der „Burschentag“ des Österreichischen Pennäler-Rings (ÖPR) stattfinden. Der ÖPR ist ein Zusammenschluss von Schülerverbindungen in Österreich, welche sich in einer ähnlichen Tradition wie akademische Studentenverbindungen sehen. Dazu gehört neben den Tragen von Kappen und Bändern in den jeweiligen Verbindungsfarben auch das Austragen von Mensuren, also Fechtpartien, wenn auch mit geringerem Verletzungsrisiko als bei akademischen Mensuren. Ähnlich wie Teile der deutschnationalen akademischen Burschenschaften weisen auch die Verbindungen des ÖPR eine große Nähe zum organisierten Rechtsextremismus in Österreich und Deutschland auf. Ein Überblick:

Veranstaltet wird der Burschentag von der p.B.! Scardonia Schärding. Diese ist neben dem ÖPR auch Mitglied im „Landes Deligierten Convent Oberösterreich“ und ist bereits einschlägig bekannt. Bekanntestes Mitglied dürfte der rechtsextreme Künstler „Odin“ Wiesinger sein, welcher 2019 für die FPÖ in den oberösterreichischen Kulturlandesbeirat entsandt wurde. Wiesinger gilt als eine Art Hofmaler für die FPÖ sowie rechte Medien wie die „Aula“ und „Info-Direkt“. Seine Bilder bedienen sich häufig NS-Ikonographie und Kriegsverherrlichung; sein Logo ähnelt sehr der nordischen Odalrune, welche als Zeichen einer SS-Division verwendet wurde. Ansonsten fiel Wiesinger in der Vergangenheit auch mit frauenfeindlichen Aussagen und mangelnder Berührungsängste mit der NPD auf. Im vergangenen Jahr besuchte Wiesinger mindestens eine Veranstaltung im identitären Zentrum „Castell Aurora“ in Steyregg. In den Räumlichkeiten der Scardonia befindet sich auch das Büro der Schärdinger FPÖ. Außerdem hielt die Scardonia eine Freundschaft zur rechtsextremen Passauer Burschenschaft B! Markommania Wien, welche sich letztes Jahr mit der Wiener Burschenschaft B! Bruna Sudetia vereinigte. Ebenfalls Mitglied der Scardonia ist der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Hermann Brückl.

Eine Mitgliedsverbindung des ÖPR, welche vor einigen Jahren in Österreich für Aufruhr sorgte, ist die p.B.! Germania zu Wiener Neustadt: Dort wurde ein zuletzt 1997 neuaufgelegtes Liederbuch mit antisemitischen und rassistischen Texten gefunden, in welchen unter anderem davon gesprochen wurde, noch einmal eine Million jüdische Personen zu ermorden. Bis zum Bekanntwerden dieser Tatsache war der jetzige Landeshauptfrau-Stellvertreter Niederösterreichs Udo Landbauer (FPÖ) Mitglied der Germania. 1996 proklamierte der ÖPR, dass Österreich, Südtirol und Teile der Schweiz zur „deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft“ gehören würden. Auch das Singen von SA-Liedern durch Mitglieder der p.B.! Germania Liberia Mistelbach und das Verlinken eines sogenannten „Nationalen Infotelefons“ durch die DcSV! Gothia zu Wels wurde durch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes scharf kritisiert.

Auch andere hochrangige (Ex)-FPÖ-Mitglieder sind Mitglied in ÖPR-Verbindungen; dazu gehören unter anderem:

  • der Dritte Nationalratspräsident und ehemaliger Parteivorsitzender Norbert Hofer (p.c. B.! Marko-Germania zu Pinkafeld)
  • der letzte Präsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz (JKM! Rugia)
  • Ex-FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (W.p.B.! Vandalia)
  • Der aktuelle ÖPR-Vorsitzende und Wiener Landtags- und Gemeinderatsabgeordnete Udo Guggenbichler (t.V.! Hollenburg zu Ferlach und SV! Gothia zu Meran)

Ansonsten sind auch mehrere Nationalratsabgeordnete sowie unzählige weitere Funktionäre Mitglied in ÖPR-Verbindungen. Auch wenn der ÖPR eine weniger einschlägige öffentliche Rhetorik verwendet wie beispielsweise die deutschnationalen Burschenschaften des Wiener Korporations-Rings, lässt sich dennoch eine weitläufige ideologische Nähe zur FPÖ und zur neuen Rechten feststellen. Es ist stark davon auszugehen, dass innerhalb des ÖPRs explizit Schüler ins FPÖ-Vorfeld rekrutiert werden.

Die dreitätige Veranstaltung in Schärding beinhaltet neben internen Veranstaltungspunkten auch ein „Stadtplatzshoppen“ mit anschließendem Festzug durch die Stadt sowie einen Empfang beim Schärdinger Bürgermeister. Die nicht-öffentlichen Teile finden im Schärdinger Gasthaus „zur Bums’n“ sowie im Gasthaus „Stiegenwirt“ statt.

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